Hochzeitsgedichte
„Das ist mir zu old school“, wird der eine oder andere sagen. Wer schreibt heute denn bitteschön noch Gedichte – und das als Erwachsener? Gedichte kennt man aus dem Poesie-Album in der Schule. Viele werden schon beim Gedanken daran rot vor Scham. Aber insgeheim freut sich eigentlich jeder über die vielleicht ungelenken Zeilen, die einem von Schulfreunden gewidmet worden sind.
Vielleicht hat die eine oder andere Großtante auch mal ein paar gereimte Zeilen auf einer Geburtstagskarte hinterlassen. Aber wer die Schule hinter sich lässt, der hat abgesehen davon mit Poesie meistens nicht mehr viel zu tun. - Das ist doch eigentlich schade!
Denn bildhafte Sprache vermag es, auf eine schöne und eindrückliche Weise von Gefühlen und Empfindungen zu berichten; mehr als nüchterne, beschreibende Worte es je könnten. Es ist eine Binsenweisheit, dass sich Verstand und Rationalität dort zurückziehen, wo sie nichts ausrichten können. Und das ist auch gut so! Schließlich geht es um die Liebe.
Ein paar praktische Erwägungen gehören aber dazu, wenn Ihr entscheidet, zu welchem Anlass welches Gedicht am besten passt. – Soll es schon in der Einladungskarte abgedruckt werden oder hebt Ihr es Euch für die Danksagungen auf? Oder möchtet Ihr das Gedicht bei Eurer Feier vortragen oder aufsagen lassen? Das ist viel wichtiger, als es zunächst scheint. Denn viele Gedichte entfalten ihre Sprach-Mächtigkeit erst im hörbaren Wort, wieder andere eignen sich besser zur ruhigen Lektüre.
Das auszuprobieren ist ganz einfach: Lest Euch gegenseitig die Strophen vor. Ihr werden merken, wie groß der Unterschied ist, ob man ein Gedicht nur liest oder hört! - Das gilt natürlich auch, wenn Ihr Euch selbst ein Gedicht ausdenkt.
Darüber hinaus gibt es natürlich auch ganz nüchterne Überlegungen. Ist genug Platz auf der Karte? Passt das Gedicht zum Design? Das mag im ersten Moment eigenartig klingen. Aber ein humoristisches Gedicht wirkt fehl am Platz auf einer Einladungskarte, die mit prachtvollem Ornament geschmückt ist. Ebenso wenig fügt sich ein bedeutungsschwerer Sinnspruch in eine verspielte bunte Hochzeitskarte. Verallgemeinern lässt sich aber auch das nicht, denn ein 'Stilbruch' kann genauso gut entzücken! Das wichtigste ist kurzum, dass sich ein 'rundes' Gesamtbild ergibt – und das ist gar nicht so einfach. Nehmt Euch für diese Entscheidung viel Zeit und lasst Euch gern von unseren Gedicht-Beispielen inspirieren. Ab und zu kommt die zündende Idee erst dann, wenn man viel gelesen hat – das ging auch vielen namhaften Poeten nicht anders. Habt Ihr dann Euer Gedicht gefunden, helfen wir dabei, dass es auf der Hochzeitskarte auch gut zur Geltung kommt.
Für die wir uns die Träume gaben war eine Nacht so sanft und lind, drin alle Brunnen Feen haben und auch die träumerischen Knaben vergessen Schätze zu ergraben weil alle Dinge kostbar sind Da hörte ich dich noch von ferne und deine liebliche Stimme schien als wohntest du im ersten Sterne Ich stand in meiner Taltaverne und suchte ihn. «
Ob auch die Stunden uns wieder entfernen ... wir sind immer zusammen im Traum, wie unter einem aufblühendem Baum. Wir werden die Worte, die laut sind, verlernen und von uns reden wie Sterne von Sternen. Alle lauten Worte verlernen, wie unter einem aufblühenden Baum. «
Du bist mein Du bist mein, ich bin dein, dessen sollst du sicher sein. Du bist verschlossen In meinem Herzen, verloren ist der Schlüssel fein: du musst für immer drinnen sein. «
Und ob ihr mich von Herd und Heimat triebt noch eh ich wußte, wie die Winde wehn, und ob ihr mich von Herd und Heimat triebt, ich muß im Fernen nicht im Fremden gehn und muß nicht bang sein; mir kann nichts geschehn seit ich begreife, wie mich alles liebt. Ich hab das >Ich< verlernt und weiß nur: wir. Mit der Geliebten wurde ich zu zwein; und aus uns beiden in die Welt hinein und über alles Wesen wuchs das Wir. Und weil wir Alles sind, sind wir allein. «
Wie soll ich meine Seele halten, daß sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie hinheben über dich zu andern Dingen? Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas Verlorenem im Dunkel unterbringen an einer fremden stillen Stelle, die nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen. Doch alles, was uns anrührt, dich und mich, nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich, der aus zwei Saiten eine Stimme zieht. Auf welches Instrument sind wir gespannt? Und welcher Geiger hat uns in der Hand? O süßes Lied. «
Und wie mag die Liebe dir kommen sein? Kam sie wie ein Sonnen, ein Blütenschnein, kam sie wie ein Beten? – Erzähle: Ein Glück löste leuchtend aus Himmeln sich los und hing mit gefalteten Schwingen groß an meiner blühenden Seele... Das war der Tag der weißen Chrysanthemen, – mir bangte fast vor seiner schweren Pracht... Und dann, dann kamst du mir die Seele nehmen tief in der Nacht. Mir war so bang, und du kamst lieb und leise, – ich hatte grad im Traum an dich gedacht. Du kamst, und leis wie eine Märchenweise erklang die Nacht... «
Still ist es in dem Kreuzgang, in dem alten, wo über krausen Säulenarabesken herniederschaun aus halbverwischten Fresken geheimnisvolle Heiligengestalten. Wo eine Wachsmadonna, die man zeiht so manchen gnadenvollen Heilmirakels, prangt hinterm grauen Glas des Tabernakels im silberübersäten Seidenkleid. Spannt über Blättergold Spätsommerhaar sich draußen auch im Klosterhof Lorettos, - vor einem Bild im Stile Tintorettos steht selig still ein junges Liebespaar. «
Küss mich noch einmal, küß mich wieder, küsse mich ohne Ende. Diesen will ich schmecken, in dem will ich an deiner Glut erschrecken, und vier für einen will ich, Überflüsse will ich dir wiedergeben. Warte, zehn noch glühendere; bist du nun zufrieden? O daß wir also, kaum mehr unterschieden, glückströmend ineinander übergehn. In jedem wird das Leben doppelt sein. Im Freunde und in sich ist einem jeden jetzt Raum bereitet. Laß mich Unsinn reden: Ich halt mich ja so mühsam in mir ein und lebe nur und komme nur zu Freude, wenn ich, aus mir ausbrechend, mich vergeude. «
Als die Rosen lieblich lachten Und die Sommerlauben blühten, Purpurn die Granaten glühten, Deine Augen hold erwachten; Alles sprach nur Liebesschmachten, Es verkündete die süssen Träume Nachtigallengrüßen, Und dein Blick, dein Ton ward Wonne, Lebe dann der Liebessonne, Weihe diesen Tag mit Küssen «
Im Sessel du, und ich zu deinen Füßen, das Haupt zu dir gewendet, saßen wir; und sanfter fühlten wir die Stunden fließen, und stiller ward es zwischen mir und dir; bis unsre Augen ineinandersanken und wir berauscht der Seele Atem tranken. «
Mondbeglänzte Zaubernacht, Die den Sinn gefangen hält, Wundervolle Märchenwelt, Steig auf in der alten Pracht! Liebe läßt sich suchen, finden, Niemals lernen, oder lehren, Wer da will die Flamm' entzünden Ohne selbst sich zu verzehren, Muß sich reinigen der Sünden. Alles schläft, weil er noch wacht, Wenn der Stern der Liebe lacht, Goldne Augen auf ihn blicken, Schaut ertrunken von Entzücken Mondbeglänzte Zaubernacht. Aber nie darf er erschrecken, Wenn sich Wolken dunkel jagen, Finsternis die Sterne decken, Kaum Mond es noch will wagen, Einen Schimmer zu erwecken. Ewig steht der Liebe Zelt, Von dem eignen Licht erhellt, Aber Mut nur kann zerbrechen, Was die Furcht will ewig schwächen, Die den Sinn gefangen hält. Keiner Liebe hat gefunden, Dem ein trüber Ernst beschieden, Flüchtig sind die goldnen Stunden, Welche immer den vermieden, Den die bleiche Sorg' umwunden; Wer Schlange an sich hält, Dem ist Schatten vorgestellt, Alles was die Dichter sangen, Nennt der Arme, eingefangen, Wundervolle Märchenwelt. Herz im Glauben auferblühend Fühlt alsbald die gildnen Scheine, Die es lieblich in sich ziehend Macht zu eigen sich und seine, In der schönsten Flamme glühend. Ist das Opfer angefacht, Wird's dem Himmel dargebracht, Hat dich Liebe angenommen, Auf dem Altar hell entglommen Steig auf in der alten Pracht. «
Weil ich dich liebe, bin ich des Nachts So wild und flüsternd zu dir gekommen, Und dass du mich nimmer vergessen kannst, Hab ich deine Seele mitgenommen. Sie ist nun bei mir und gehört mir ganz Im Guten und auch im Bösen; Von meiner wilden, brennenden Liebe Kann dich kein Engel erlösen. «
Vor dir schein ich aufgewacht, und ich küsse dich am Halse, und du, ohne Lid zu heben, legst den Arm um mich, und sacht, wie nach einer Chopin-Valse, meinst du mit mir hinzuschweben ... «
Veränderliche Mnemosyne: Erinnern – später Gesicht, trennt und verbindet das kühne, Schneisen schlagende Licht. Alle paar Jahre ist dies und das auf einen neuen Nenner zu bringen. Wachstumsringe, die sich durchdringen – Ist auf sie Verlaß? Mit Namen hilfst Du mir aus, ich führe dich zu den Quellen. Im Runenberg Strahler, im Schweigen zuhaus, treffen wir uns vor den Schwellen. Du schließt auf, ich bewahre - wir haben nichts abgemacht -. Die lieben, leben. Durch Jahre fordert der Tag, heilt die Nacht. «
Das Gewicht der Welt: ein Liebespaar, das sich umarmt, widerlegt es. Und wie es noch eben zusammen war, verändert und bewegt es. Ein blühender Baum, eine tastende Hand. Komm wieder oder bleibe. Der wandernde Schatten an der Wand Und das wehende Kleid am Leibe. Das gebrochene Licht, ein Fenster, das sich Weit öffnet im dunklen Zimmer. Und Liebesworte, geflüstert, dass ich Sie mir bewahre für immer. «
Lösch mir die Augen aus: ich kann dich sehn, wirf mir die Ohren zu: ich kann dich hören, und ohne Füße kann ich zu dir gehn, und ohne Mund noch kann ich dich beschwören. Brich mir die Arme ab, ich fasse dich mit meinem Herzen wie mit einer Hand, halt mir das Herz zu, und mein Hirn wird schlagen, und wirfst du in mein Hirn den Brand, so werd ich dich auf meinem Blute tragen. «
Es ist Nacht, und mein Herz kommt zu dir, hält's nicht aus, hält's nicht aus mehr bei mir. Legt sich dir auf die Brust, wie ein Stein, sinkt hinein, zu dem deinen hinein. Dort erst, dort erst kommt es zur Ruh, liegt am Grund seines ewigen Du. «
Wer je gelebt in Liebesarmen, Der kann im Leben nie verarmen; Und müßt er sterben fern, allein, Er fühlte noch die selge Stunde, Wo er gelebt an ihrem Munde, Und noch im Tode ist sie sein. «
Gestorben war ich Vor Liebeswonne; Begraben lag ich In ihren Armen; Erwecket ward ich Von ihren Küssen; Den Himmel sah ich In ihren Augen. «
Du bist mein Land, ich deine Flut, die sehnend dich ummeeret; Du bist der Strand, dazu mein Blut ohn' Ende wiederkehret. An dich geschmiegt, mein Spiegel wiegt das Licht der tausend Sterne; und leise rollt dein Muschelgold in meine Meergrundferne. «
Lösch mir die Augen aus: ich kann dich sehn, wirf mir die Ohren zu: ich kann dich hören, und ohne Füße kann ich zu dir gehn, und ohne Mund noch kann ich dich beschwören. Brich mir die Arme ab, ich fasse dich mit meinem Herzen wie mit einer Hand, halt mir das Herz zu, und mein Hirn wird schlagen, und wirfst du in mein Hirn den Brand, so werd ich dich auf meinem Blute tragen. «
Seht jene Kraniche in großem Bogen! Die Wolken, welche ihnen beigegeben Zogen mit ihnen schon als sie entflogen Aus einem Leben in ein anderes Leben. In gleicher Höhe und mit gleicher Eile Scheinen sie alle beide nur daneben. Daß so der Kranich mit der Wolke teile Den schönen Himmel, den sie kurz befliegen Daß also keines länger hier verweile Und keines anderes sehe als das Wiegen Des andern in dem Wind, den beide spüren Die jetzt im Fluge beieinander liegen: So mag der Wind sie in das Nichts entführen. Wenn sie nur nicht vergehen und sich bleiben So lange kann sie beide nichts berühren So lange kann man sie von jedem Ort vertreiben Wo Regen drohen oder Schüsse schallen. So unter Sonn und Monds verschiedenen Scheiben Fliegen sie hin, einander ganz verfallen. Wohin ihr? - Nirgend hin. Von wem davon? - Von allen. Ihr fragt, wie lange sind sie schon beisammen? Seit kurzem. - Und wann werden sie sich trennen? - Bald. So scheint die Liebe Liebenden ein Halt. «
Die Reinheit des Leibes die Reinheit der Hände des Herrn Vorsitzenden die Reinheit der Idee die Reinheit des Schnees der vor Kälte weint des Wassers das nackt herumläuft die Reinheit dessen was am einfachsten ist das alles ist für die Katz ohne Liebe «
Kein Wort, und wär' es scharf wie Stahles Klinge, Soll trennen, was in tausend Fäden Eins, So mächtig kein Gedanke, daß er dringe Vergällend in den Becher reinen Weins; Das Leben ist so kurz, das Glück so selten, So großes Kleinod, einmal sein statt gelten! Hat das Geschick uns, wie in frevlem Witze, Auf feindlich starre Pole gleich erhöht, So wisse, dort, dort auf der Scheidung Spitze Herrscht, König über alle, der Magnet, Nicht fragt er, ob ihn Fels und Strom gefährde, Ein Strahl fährt mitten er durchs Herz der Erde. Blick' in mein Auge, – ist es nicht das deine, Ist nicht mein Zürnen selber deinem gleich? Du lächelst und das Lächeln ist das meine, An gleicher Lust und gleichem Sinnen reich; Worüber alle Lippen freundlich scherzen, Wir fühlen heil'ger es im eignen Herzen. Pollux und Kastor, – wechselnd Glühn und Bleichen, Des einen Licht geraubt dem andern nur, Und doch der allerfrömmsten Treue Zeichen. So reiche mir die Hand, mein Dioskur! Und mag erneuern sich die holde Mythe, Wo überm Helm die Zwillingsflamme glühte. «
Übern Garten durch die Lüfte Hört ich Wandervögel ziehn, Das bedeutet Frühlingsdüfte, Unten fängt's schon an zu blühn. Jauchzen möcht ich, möchte weinen, Ist mir's doch, als könnt's nicht sein! Alte Wunder wieder scheinen Mit dem Mondesglanz herein. Und der Mond, die Sterne sagen's, Und in Träumen rauscht's der Hain, Und die Nachtigallen schlagen's: Sie ist deine, sie ist dein! «
Hinunter die Pfade des Lebens gedreht Pausiert nicht, ich bitt euch so lang es noch geht Drückt fester die Mädchen ans klopfende Herz Ihr wißt wie flüchtig ist Jugend und Scherz. Laßt fern von uns Zanken und Eifersucht sein Und nimmer die Stunden mit Grillen entweihn Dem Schutzgeist der Liebe nur gläubig vertraut Es findet noch jeder gewiß eine Braut. «
Woher sind wir geboren? Aus Lieb’. Wie wären wir verloren? Ohn’ Lieb’. Was hilft uns überwinden? Die Lieb’. Kann man auch Liebe finden? Durch Lieb’. Was lässt nicht lange weinen? Die Lieb’. Was soll uns stets vereinen? Die Lieb’. «
Uns ist so still, dass wir das Lied, das gestern gesungene, hören: "Du gehst bergauf, ich geh ins Tal..." Wir hören - und wollen es nicht glauben. Unser Lächeln ist keine Maske der Trauer, Güte bedeutet nicht Entsagen. Die jetzt nicht lieben, tun uns leid, noch mehr, als sie es wohl verdienen. Wir sind von uns so sehr verwundert, was könnte uns noch mehr verwundern? Kein Regenbogen nachts. Kein Schmetterling im Schnee. Und wenn wir einschlafen, sehn wir im Traum die Trennung. Doch dieser Traum ist gut, ja, dieser Traum ist gut, weil wir davon erwachen. «
Glückliche Liebe. Ist das normal, ernstzunehmen und nützlich – was hat die Welt von zwei Menschen, die diese Welt nicht sehen? Zu sich erhoben ohne jedes Verdienst, die ersten besten von einer Million, allerdings überzeugt, es habe so kommen müssen – als Preis wofür? für nichts. Von nirgendwoher fällt Licht – Weshalb gerade auf die und nicht andre? Beleidigt es nicht die Gerechtigkeit? Ja. Verletzt es nicht alle sorgsam aufgetürmten Prinzipien, stürzt die Moral nicht vom Gipfel? Es verletzt und stürzt. Seht sie euch an, diese Glücklichen: Wenn sie sich wenigstens verstellten, Niedergeschlagenheit spielten, damit die Freunde auf ihre Kosten kämen! Hört, wie sie lachen - kränkend. Mit welcher Zunge sie sprechen – scheinbar verständlich. Und diese ihre Zeremonien, Zierereien, die findigen Pflichten gegeneinander – es ist wie eine Verschwörung hinter dem Rücken der Menschheit! Schwer zu ahnen, was geschähe, machte ihr Beispiel Schule, worauf Religion und Dichtung noch bauen könnten. Was hielte man fest, was ließe man sein, wer bliebe denn noch im Kreis? Glückliche Liebe. Muß das denn sein? Takt und Vernunft gebieten, sie zu verschweigen Wie einen Skandal in den besseren Kreisen des LEBENS. Prächtige Babies werden ohne ihr Zutun geboren. Sie könnte die Erde, da sie so selten vorkommt, niemals bevölkern. So mögen alle, denen die glückliche Liebe fremd ist, behaupten, es gäbe sie nicht. Mit diesem Glauben leben und sterben sie leichter. «
Wie ich weiss, "macht" man die Liebe nicht. Sie weint bei einem Wachslicht im Dach. Ach, sie waechst im Lichten, im Winde bei Nacht. Sie wacht im weichen Bilde, im Eis des Niemals, im Bitten: wache, wie ich. Ich weiss, wie ich macht man die Liebe nicht. «
Liebe, wunderschönes Leben, Willst du wieder mich verführen, Soll ich wieder Abschied geben Fleißig ruhigem Studieren? Offen stehen Fenster, Türen, Draußen Frühlingsboten schweben, Lerchen schwirrend sich erheben, Echo will im Wald sich rühren. Wohl, da hilft kein Widerstreben, Tief im Herzen muß ichs spüren: Liebe, wunderschönes Leben, Wieder wirst du mich verführen! «
Es war ein fauler Schäfer, ein rechter Siebenschläfer, ihn kümmerte kein Schaf. Ein Mädchen konnt ihn fassen: da war der Tropf verlassen, fort Appetit und Schlaf! Es trieb ihn in die Ferne, des Nachts zählt' er die Sterne, er klagt und härmt sich brav. Nun, da sie ihn genommen, ist alles wieder kommen, Durst, Appetit und Schlaf. «
Das Leben ist gut und licht. Das Leben hat goldene Gassen. Fester wollen wirs fassen, wir fürchten das Leben nicht. Wir heben Stille und Sturm, die bauen und bilden uns beide: Dich - kleidet die Stille wie Seide, mich - machen die Stürme zum Turm... «
Das Land ist licht und dunkel ist die Laube, und du sprichst leise und ein Wunder naht. Und jedes deiner Worte stellt mein Glaube als Betbild auf an meinen stillen Pfad. Ich liebe dich. Du liegst im Gartenstuhle, und deine Hände schlafen weiß im Schooß. Mein Leben ruht wie eine Silberspule in ihrer Macht. Lös meinen Faden los. «
Wir singen und sagen vom Grafen so gern, Der hier in dem Schlosse gehauset, Da, wo ihr den Enkel des seligen Herrn, Den heute vermählen, beschmauset. Nun hatte sich jener im heiligen Krieg Zu Ehren gestritten durch mannigen Sieg, Und als er zu Hause vom Rösselein stieg, Da fand er sein Schlösselein oben; Doch Diener und Habe zerstoben. "Da bist Du nun, Gräflein, da bist Du zu Haus, Das Heimische findest Du schlimmer! Zum Fenster da ziehen die Winde hinaus, Sie kommen durch alle die Zimmer. Was wäre zu tun in der herbstlichen Nacht? So hab' ich doch manche noch schlimmer vollbracht, Der Morgen hat alles wohl besser gemacht. Drum rasch bei der mondlichen Helle Ins Bett, in das Stroh, ins Gestelle!" Und als er im willigen Schlummer so lag, Bewegt es sich unter dem Bette. "Die Ratte, die raschle, solange sie mag! Ja, wenn sie ein Bröselein hätte!" Doch siehe! Da stehet ein winziger Wicht, Ein Zwerglein so zierlich mit Ampelenlicht, Mit Rednergebärden und Sprechergewicht, Zum Fuß des ermüdeten Grafen, Der, schläft er nicht, möcht' er doch schlafen. "Wir haben uns Feste hier oben erlaubt, Seitdem Du die Zimmer verlassen, Und weil wir Dich weit in der Ferne geglaubt, So dachten wir eben zu prassen. Und wenn Du vergönnest und wenn Dir nicht graut, So schmausen die Zwerge, behaglich und laut, Zu Ehren der reichen, der niedlichen Braut." Der Graf im Behagen des Traumes: "Bedient Euch immer des Raumes!" Da kommen drei Reiter, sie reiten hervor, Die unter dem Bette gehalten; Dann folget ein singendes klingendes Chor Possierlicher kleiner Gestalten; Und wagen auf Wagen mit allem Gerät, Dass einem so Hören als Sehen vergeht, Wie's nur in den Schlössern der Könige steht; Zuletzt auf vergoldetem Wagen Die Braut und die Gäste getragen. So rennet nun alles in vollem Galopp Und kürt sich im Saale sein Plätzchen; Zum Drehen und Walzen und lustigen Hopp Erkieset sich jeder ein Schätzchen. Da pfeift es und geigt es und klinget und klirrt, Da ringelt's und schleift es und rauschet und wirrt, Da pispert's und knistert's und flistert's und schwirrt, Das Gräflein, es blicket hinüber, Es dünkt ihn, als läg' er im Fieber. Nun dappelt's und rappelt's und klappert's im Saal Von Bänken und Stühlen und Tischen, Da will nun ein jeder am festlichen Mahl Sich neben dem Liebchen erfrischen; Sie tragen die Würste, die Schinken so klein Und Braten und Fisch und Geflügel herein; Es kreiset beständig der köstliche Wein; Das toset und koset so lange, Verschwindet zuletzt mit Gesange. Und sollen wir singen, was weiter geschehn, So schweige das Toben und Tosen. Denn was er so artig im kleinen gesehn, Erfuhr er, genoss er im großen. Trompeten und klingender singender Schall Und wagen und Reiter und bräutlicher Schwall, Sie kommen und zeigen und neigen sich all', Unzählige, selige Leute. So ging es und geht es noch heute. «
Ich ging im Walde So vor mich hin, Und nichts zu suchen, Das war mein Sinn. Im Schatten sah ich Ein Blümlein stehn, Wie Sterne blinkend, Wie Äuglein schön. Ich wollt es brechen, Da sagt' es fein: Soll ich zum Welken Gebrochen sein? Mit allen Wurzeln Hob ich es aus, Und trugs zum Garten Am hübschen Haus. Ich pflanzt es wieder Am kühlen Ort; Nun zweigt und blüht es Mir immer fort. «
Ich wollt', ich wär ein Fisch, So hurtig und frisch; Und kämst du zu anglen, Ich würde nicht manglen. Ich wollt', ich wär ein Fisch, So hurtig und frisch. Ich wollt', ich wär ein Pferd, Da wär' ich dir wert. O wär' ich ein Wagen, Bequem dich zu tragen. Ich wollt', ich wär' ein Pferd, Da wär' ich dir wert. Ich wollt', ich wäre Gold, Dir immer im Sold; Und tätst du was kaufen, Käm ich wieder gelaufen. Ich wollt', ich wäre Gold, Dir immer im Sold. Ich wollt', ich wär' treu, Mein Liebchen stets neu; Ich wollt' mich verheißen, Wollt nimmer verreisen. Ich wollt', ich wär' treu, Mein Liebchen stets neu. Ich wollt', ich wär' alt Und runzlig und kalt; Tätst du mir's versagen, Da könnt mich's nicht plagen. Ich wollt', ich wär' alt Und runzlig und kalt. Wär' ich Affe sogleich, Voll neckender Streich'; Hätt' was dich verdrossen, So macht' ich dir Possen. Wär' ich Affe sogleich, Voll neckender Streich'. Wär' ich gut wie ein Schaf, Wie der Löwe so brav; Hätt' Augen wie's Lüchschen Und Listen wie's Füchschen. Wär' ich gut wie ein Schaf, Wie der Löwe so brav. Was alles ich wär', Das gönnt ich dir sehr; Mit fürstlichen Gaben, Du solltest mich haben. Was alles ich wär', Das gönnt' ich dir sehr. Doch bin ich, wie ich bin, Und nimm mich nur hin! Willst du beßre besitzen, So laß dir sie schnitzen. Ich bin nun, wie ich bin; So nimm mich nur hin! «
Herz, mein Herz was soll das geben? Was bedränget dich so sehr? Welch ein fremdes neues Leben! Ich erkenne dich nicht mehr! Weg ist alles was du liebtest, Weg worum du dich betrübtest, Weg dein Fleiß und deine Ruh, Ach wie kamst du nur dazu. Fesselt dich die Jugendblüte? Diese liebliche Gestalt, Dieser Blick voll Treu und Güte, Mit unendlicher Gewalt? Will ich rasch mich ihr entziehen Mich ermannen ihr entfliehen; Führet mich im Augenblick Ach mein Weg zu ihr zurück. Und an diesem Zauberfädgen Das sich nicht zerreißen läßt Hält das liebe lose Mädgen Mich so wider willen fest. Muß in ihrem Zauberkreise Leben nun auf ihre Weise. Die Verändrung ach wie groß! Liebe liebe laß mich los. «
Jetzt fühlt der Engel, was ich fühle, Ihr Herz gewann ich mir beim Spiele, Und sie ist nun von Herzen mein. Du gabst mir, Schicksal, diese Freude, Nun lass auch morgen sein wie heute Und lehr' mich, ihrer würdig sein. «
Umsonst, daß du, ein Herz zu lenken, Des Mädchens Schoß mit Golde füllst. O Fürst, laß dir die Wollust schenken, Wenn du sie wahr empfinden willst. Gold kauft die Zunge ganzer Haufen, Kein einzig Herz erwirbt es dir; Doch willst du eine Tugend kaufen, So geh und gib dein Herz dafür. Was ist die Lust, die in den Armen Der Buhlerin die Wollust schafft? Du wärst ein Vorwurf zum Erbarmen, Ein Tor, wärst du nicht lasterhaft. Sie küsset dich aus feilem Triebe, Und Glut nach Gold füllt ihr Gesicht. Unglücklicher! Du fühlst nicht Liebe, Sogar die Wollust fühlst du nicht. Sei ohne Tugend, doch verliere Den Vorzug eines Menschen nie! Denn Wollust fühlen alle Tiere, Der Mensch allein verfeinert sie. Laß dich die Lehren nicht verdrießen, Sie hindern dich nicht am Genuß, Sie lehren dich, wie man genießen Und Wollust würdig fühlen muß. Soll dich kein heilig Band umgeben, O Jüngling, schränke selbst dich ein. Man kann in wahrer Freiheit leben Und doch nicht ungebunden sein. Laß nur für eine dich entzünden, Und ist ihr Herz von Liebe voll, So laß die Zärtlichkeit dich binden, Wenn dich die Pflicht nicht binden soll. Empfinde, Jüngling, und dann wähle Ein Mädchen dir, sie wähle dich, Von Körper schön und schön von Seele, Und dann bist du beglückt wie ich! Ich, der ich diese Kunst verstehe, Ich habe mir ein Kind gewählt, Daß uns zum Glück der schönsten Ehe Allein des Priesters Segen fehlt. Für nichts besorgt als meine Freude, Für mich nur schön zu sein bemüht, Wollüstig nur an meiner Seite Und sittsam, wenn die Welt sie sieht. Daß unsrer Glut die Zeit nicht schade, Räumt sie kein Recht aus Schwachheit ein, Und ihre Gunst bleibt immer Gnade, Und ich muß immer dankbar sein. Ich bin genügsam und genieße Schon da, wenn sie mir zärtlich lacht, Wenn sie beim Tisch des Liebsten Füße Zum Schemel ihrer Füße macht. Den Apfel, den sie angebissen, Das Glas, woraus sie trank, mir reicht Und mir bei halb geraubten Küssen Den sonst verdeckten Busen zeigt. Wenn in gesellschaftlicher Stunde Sie einst mit mir von Liebe spricht, Wünsch ich nur Worte von dem Munde, Nur Worte, Küsse wünsch ich nicht. Welch ein Verstand, der sie beseelet, Mit immer neuem Reiz umgibt! Sie ist vollkommen, und sie fehlet Darin allein, daß sie mich liebt. Die Ehrfurcht wirft mich ihr zu Füßen, Die Wollust mich an ihre Brust. Sieh, Jüngling, dieses heißt genießen. Sei klug und suche diese Lust! Der Tod führt einst von ihrer Seite Dich auf zum englischen Gesang, Dich zu des Paradieses Freude, Und du fühlst keinen Übergang. «
Die Arbeit ist oft unbequem, die Faulheit ist es nicht, trotzdem: der kleinste Ehrgeiz, hat man ihn, ist stets der Faulheit vorzuziehn! «
Wie man's auch dreht, wie man's auch nimmt, das Los ist uns vorbestimmt. Wir wissen nicht, was kommt, was geht, wie man's auch nimmt, wie man's auch dreht. Wie man's auch dreht und nimmt und zieht, wir wissen nicht, was uns noch blüht. Das große Los blüht uns nicht oft, wie man's auch dreht, nimmt, zieht und hofft. «
Ich brauche dich und du brauchst mich, wir brauchen uns, sie brauchen sich. Ob jemand spricht, kräht oder faucht: er wird gebraucht, er wird gebraucht. Ich brauche dich und du brauchst mich, wir brauchen uns, sie brauchen sich darüber nicht zu kränken, die Felchen oder Renken. «
Ein Gänseblümchen liebte sehr ein zweites gegenüber, drum rief's: "Ich schicke mit 'nem Gruß dir eine Biene 'rüber!" Da rief das andere: "Du weißt, ich liebe dich nicht minder, doch mit der Biene, das laß sein, sonst kriegen wir noch Kinder!" «
Es gibt recht viele, die noch immer vom englischen Kamine schwärmen. Er kann so leidlich zwar das Zimmer - doch ich mich nicht für ihn erwärmen. Wenn ich vor solchem Möbel sitze - ich muß das wirklich mal erwähnen - so hab ich vorne große Hitze und klappre hinten mit den Zähnen. - Sitzt du jedoch bei mir ganz dicht, legst um mich deinen lieben Arm, dann gilt das, was ich sagte, nicht - dann hab ich es auch hinten warm! «
Was wär ein Apfel ohne -Sine, Was wären Häute ohne Schleim? Was wär'n die Vita ohne -Mine, Was wär'n Gedichte ohne Reim? Was wär das E ohne die -llipse, Was wär veränder ohne -lich? Was wär ein Kragen ohne Schlipse, Und was wär ich bloß ohne Dich? «
Es traf sich so, daß sie sich trafen. Er fragte, ob —, sie sagte: “Nein, es geht nicht, meine Eltern schlafen!” Dann ließ’ sie ihn zum Fenster `rein. Es zog durch’s Fenster … Nun, man schloß es … Nun zog es nicht mehr … Man genoß es … Doch als sie seufzte: “Lieber Gangster, wir sind verlobt, jetzt bist Du mein”, da sprang er auf und schlug das Fenster und dann den Weg nach Hause ein. «
Du musst dich zu sehr vielen Dingen, willst du sie tun, geradezu zwingen! Trotzdem wirkt das - was dir gelungen - oft zwingend leicht und ungezwungen. «
Seit frühester Kindheit, wo man froh lacht, verfolgt mich dieser Ausspruch magisch: Man nehme ernst nur das, was froh macht, das Ernste aber niemals tragisch! «
Früher zogen Mars und Venus — wann es war, kann man nur ahnen — eng beieinander und in Liebe ihre vorgeschrieb'nen Bahnen. Plötzlich kam ein Fremder Körper, der sich zwischen beide zwängte und den Mars von seiner Venus — oder umgekehrt — verdrängte. Dieser Fremdling war die Erde! Und sie machte sich noch breiter, und der Mars entschwand der Venus — immer weiter, immer weiter. Und die Sehnsucht nach der Freundin hat den Mars schon fast getötet; doch, erblickt er sie von ferne, sehn wir, wie er zart errötet... «
Es ist nicht alles Gold, was glänzt Oft glänzt der Himmel strahlend blau, und oft glänzt eine Hose, oft glänzt die Nase einer Frau vor dem Gebrauch der Puderdose. Durch Abwesenheit glänzt das Glück! Durchs Bohnern glänzt die Diele - man rutscht drauf aus und bricht’s Genick! (Zu großer Glanz ist nichts für viele!) «
Wir hatten manchen Weg zurückgelegt, wir beide, Hand in Hand. Wir schufteten und schufen unentwegt Und bauten nie auf Sand. Wir meisterten sofort, was uns erregt, mit Herz und mit Verstand. Wenn man sich das so richtig überlegt, dann war das allerhand. «